Viel Gewicht und wenig Spiel

Mit dem Einschwimmen eines 200 Tonnen schweren Verbindungsstückes wird am Samstag die Ölhafenbrücke vollendet

Raunheim. Das letzte Kapitel des Brückenschlags am Ölhafen bei Raunheim am Main wird ein enormer Kraftakt. Knapp 200 Tonnen schwer ist das Eisenteil, das am kommenden Samstag, 2. Februar, beim sogenannten Einschwimmen mit einem Kran vom Fluss aus über der Einfahrt zum Ölhafen bei Raunheim eingesetzt wird. Es geht um Millimeter, genau um 100. Die Ingenieure und Arbeiter haben nur zehn Zentimeter Spiel, um das Puzzle aus Beton und Stahl mit diesem riesigen letzten Baustein zu vollenden. „Wir sind alle heilfroh, wenn das passt“, sagt Projektleiter und Diplom-Ingenieur Ingo Weißer vom zuständigen Büro Schüßler-Plan.

Selbst für die alten Hasen unter den Ingenieuren und Stahlbauern wird das Einschwimmen des wichtigsten Brückenteils eine spannende Sache. Spektakulär ist das Anheben, Einsetzen und Loslassen der 200 Tonnen schweren und knapp 70 Meter langen Verbindung mit Hilfe eines schwimmenden Krans auf jeden Fall. Die Bürger können dieses Richtfest der Ölhafenbrücke am Samstag an der Baustelle am Main direkt miterleben. Der Prozess des Einschwimmens zieht sich wegen des großen Gewichtes des Brückenteils über mehrere Stunden. Die entscheidende Phase, wenn das Stahlstück am Schwimmkran hängt, liegt nach Darstellung des Projektleiters Dennis Hofmann von der NH ProjektStadt in der Zeit zwischen 9:30 und 12 Uhr. Interessierte können das Einschwimmen am Samstag vor Ort mitverfolgen. Der Parkplatz am Tanklager Raunheim steht den Gästen zur Verfügung, um von dort aus den Vorgang zu beobachten. Ein heißes Getränk und ein Snack werden beim kleinen Baustellenfest mit dem großen Brückenteil vom Deutschen Roten Kreuz angeboten.

Mit dem insgesamt rund 170 Meter langen Bauwerk für Radfahrer und Fußgänger wird in mehrfacher Hinsicht eine Brücke geschlagen. Die neue Überfahrt am Eingang des Ölhafens ist ein wichtiger Mosaikstein auf dem Mainuferweg zwischen Aschaffenburg und Mainz und wird als Meilenstein auf der Regionalparkroute gesehen. Die Ölhafenbrücke erhöhe die Attraktivität und den Freizeitwert des Mainufers, sagt Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe. Kelsterbachs Rathauschef Manfred Ockel, auch Geschäftsführer der Regionalpark RheinMain Südwest-Gesellschaft, sieht in der Ölhafenbücke einen bedeutenden Lückenschluss auf dem Mainuferweg. Damit könne die reizvolle Landschaft dieses Naherholungsgebietes im Ballungsraum besser erschlossen werden. Ockel ist von der „futuristisch anmutenden Ölhafenbrücke“ beeindruckt, weil diese eine besondere Architektur habe. Sie sei nicht schnurgerade, sondern verlaufe wie der Fluss an dieser Stelle leicht geformt. Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt sieht in der Ölhafenbrücke einen wichtigen Part in der Regionalparkroute. Das Projekt sei ein Meilenstein.

Mit dem rund fünf Millionen Euro teuren Projekt wird auch eine Brücke zwischen den Städten Raunheim, Rüsselsheim und Kelsterbach gebaut, denn das Projekt ist ein Gemeinschaftswerk dieser drei Kommunen. Das Trio hat vor knapp fünf Jahren unter dem Titel „Drei gewinnt“ eine Kooperation im Förderprogramm „Stadtumbau in Hessen“ gegründet. Diese Partnerschaft ist nach Darstellung von Marion Schmitz-Stadtfeld, Leiterin des Fachbereichs Integrierte Stadt – und Gewerbeflächenentwicklung von der NH ProjektStadt in der Städtebauförderung herausragend. Die Sicherstellung der komplexen Finanzierung zähle zu einer weiteren Herausforderung, die der Projektsteuerung im Förderprogramm in Abstimmung mit den Kommunen und dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung gelungen ist.
Als jüngstes und schwerstes Kind dieser nachbarschaftlichen Städte-Partnerschaft am Main wurde die Ölhafenbrücke geboren. Alle drei Kommunen beteiligen sich nach Darstellung von NH-Projektleiter Dennis Hofmann mit je 600.000 Euro an der Finanzierung der Brücke. Geld fließt außerdem von der Regionalpark-Gesellschaft, dem Bund und der Fraport Real Estate Mönchhof-Gesellschaft. Die Brücke am Ölhafen, wo täglich ein bis drei Schiffe Kraftstoffe liefern, wird ferner vom hessischen Verkehrsministerium als Impuls- und Pilotprojekt gefördert.

Bis zum erfolgreichen Einschwimmen am Samstag werden rund drei Dutzend Fachkräfte mit dem Aufbau der Brücke beschäftigt sein. Danach wird das Bauwerk mittels Anstrich gegen Witterung und Rost geschützt und die Wege zur Brücke ausgebaut. Im Mai soll es, rechtzeitig zum Beginn der Radsaison, ein offizielles Eröffnungsfest geben. Projektleiter Dennis Hofmann rechnet künftig mit rund 150.000 Radfahrern und Fußgängern, die die Ölhafenbrücke nutzen werden.

Zeitplan des Einschwimmvorgangs

06:00 – 06:30 Uhr Verholen des Kranpontons von der Liegestelle zur Vormontagestelle
06:30 – 07:00 Uhr Aufnehmen der Anschlagmittel
07:00 – 07:30 Uhr Anschlagen und Festmachen
07:30 – 08:30 Uhr Kran wird aufgerichtet und Abspannen des Auslegers
08:30 – 09:30 Uhr Aufnehmen der Last bei gleichzeitiger Aufnahme von Ballastwasser
09:30 – 10:00 Uhr Fahrt zur Einhubstelle
10:00 – 10:30 Uhr Begrüßung durch den Oberbürgermeister und die Bürgermeister der drei beteiligten Kommunen und durch die Projekt- und Bauleiter
10:00 – 10:30 Uhr Ausbringen der Verholseile
10:30 – 11:30 Uhr Fein-Positionierung und Einhub des Brückenteils
11:30 – 15:30 Uhr Montage des Mittelteils in den Randfeldern
15:30 – 16:30 Uhr Abschlagen, Auslegerabspannung demontieren
16:30 – 17:00 Uhr Rückfahrt des Krans zur Liegestelle – Arbeitsende

Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, bietet seit 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 660 Mitarbeiter. 2005 erwarb die Nassauische Heimstätte die Anteile des Landes Hessen an der Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH, Kassel. Durch den Zusammenschluss avancierte sie zu einem der führenden deutschen Wohnungsunternehmen: der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit 62.000 Mietwohnungen in 150 Städten und Gemeinden. Diese werden aktuell von rund 260 Mitarbeitern – in vier Regional- untergliedert in 13 Service-Centern – betreut. Aus der gestiegenen Nachfrage heraus entwickelte sich im folgenden Jahr die Marke „NH ProjektStadt“. Dort werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben sowie Consulting-Aktivitäten im In- und Ausland durchzuführen.

Kontakt:
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
Jens Duffner
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069 6069-1321
jens.duffner@naheimst.de
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