„Schwule wollen doch gar keine Beziehung! Sie wollen nur Sex!“

Wie in Berlin die erste Beziehungspraxis für Männer, die Männer lieben eröffnete und warum dies, in dieser Stadt notwendig ist.
"Schwule wollen doch gar keine Beziehung! Sie wollen nur Sex!"

Die Stadt hat einen schwulen „Chef“, eine der größten CSD Paraden Deutschland und gilt als die Hochburg für Schwule und Lesben in ganz Europa, Berlin. Hier geht es offen, tolerant und freizügig zu, also warum soll es eine Beratungspraxis nur für Schwule geben? „Die können doch überall hin! Und sind es.“: hörte sich der junge Berliner Conny Warmuth nicht nur einmal an. Er hat in Berlin eine Praxis für Beziehungsberatung für Männer eröffnet, die Männer lieben. Die erste ihrer Art in Deutschland.

Hier werden gebrochene Herzen geheilt, Beziehungen zusammengehalten, aber auch gelöst oder ergänzt. „Berlin ist recht tolerant, dennoch gibt es leider trotz aller Fortschritte Ablehnung und Diskriminierung. Angefangen in der Schule, über Arbeit aber auch die breite Masse und sogar unter Therapeuten, Coaches oder Ärzte“ sagt der Beziehungscoach nachdenklich. „Als ich den Spruch „Schwule wollen doch gar keine Beziehung, die wollen doch nur Sex!“ eines Therapeuten hörte, wurde auch mir, der sich schon seit Jahren in der Szene aufhielt, klar, dass es nicht unbedingt leichter geworden ist wenn man Unterstützung mit seinem Partner sucht. Und da ich schon eine breite Masse an Klienten hatte die Schwul oder Bisexuell waren, haben ich mich auf diese konzentriert.“

„Viele Themen und Fragen sind die gleichen wie in der klassischen Beratung von Paaren auch. Sie sind nur anders eingefärbt und es gibt Besonderheiten die ohne Abwertung angesprochen werden können. Treue, Lust, Ängste, Krankheiten, Mobbing und der normale Wahnsinn des Alltags. Ich führe dieses Leben selbst und habe somit einen anderen Blick auf die Probleme die ein schwuler Mann haben kann. Egal ob nun mit oder ohne Beziehung. Viele finden bei mir das erste Mal den Raum sich Gefühle, Probleme aber auch Wünsche und Vorteile einzugestehen, da es mir eben nicht egal ist oder es gar als krank ansehe wenn Menschen fühlen und Leben.“

Die Möglichkeiten in Berlin sind sehr groß. Schwule Partys, Bars und Restaurants, Saunen und Blumenläden, Hotels und Rechtsanwälte. Da überrascht es das es nötig ist eine Praxis anzubieten wo man so sein darf wie man ist. Es gibt dazu noch einige Beratungsstellen für Schwule in Berlin. Hier werden Themen wie HIV und Coming-Out bearbeitet, Safer Sex und Homo-Ehe, es werden Ausgeh-Tipps und Gruppen zu unterschiedlichen Themen angeboten. Darunter auch Gruppen die Missbrauch oder Homophobe Gewalt bearbeiten.

Eine Anlaufstelle ist das Projekt MANEO, welches seit über 20 Jahren in Berlin Hilfe und Unterstützung anbietet aber auch Vor-Ort und Aufklärungsarbeit leistet. MANEO ist auch die Anlaufstellen wenn es um Übergriffe und Hasstaten auf schwule und bisexuelle Männer geht. Und die Zahlen fallen leider nicht, von Jahr zu Jahr werden mehr Taten gemeldet und bearbeitet. „Die Dunkelziffer dürfte aber weitaus höher liegen“: so der Projektleiter Bastian Finke.

Bei Problemen in schwulen Beziehungen kann man nicht immer auf die Unterstützung von Familie und Kollegen hoffen. Eher noch auf die von Freunden, aber da diese meist nicht neutral sind, ist guter Rat oft teuer und eine Beziehung wird schneller beendet als vielleicht notwendig. Und dann geht die Suche von neuem los. „Schwule haben es nicht gelernt eine Beziehung zu andern Männern aufzubauen. Wir werden heterosexuell erzogen, die Gesellschaft und Medien leben uns klassische Formen der Beziehung vor, wir werden mit dem Gedanken groß das es nicht normal ist als Mann, Männer zu lieben. Es fehlen Beziehungsriten und Objekte wie Ehe, Kinder und Akzeptanz der Liebe, dies macht es so schwer offen zuzugeben das man gerade ein Problem hat. Als Mann hat man einfach kein Problem mit der Liebe oder sich selbst. So werden wir nicht erzogen und dies lässt einen auch nach Jahren immer wieder leiden. Unabhängig von Ängsten wie wir dastehen wir uns Outen, Beschimpfungen und Vorwürfen.“: meint er energisch.

Conny Warmuth hat einen geschützten Raum geschaffen wo man sich professionell helfen lassen kann wenn man nicht weiter weiß. Als Mann, als Schwuler, als Mensch. In einer Stadt die alles versucht nach außen noch offener und vielfältiger zu erscheinen und vergisst das in all der Vielfältigkeit der Einzelne nicht untergehen darf.

Beziehungspraxis für schwule und bisexuelle Männer
Schon 2001 hatte der heutige Beziehung und Life Coach mit den Sorgen und Nöten von Schwulen zu tun. Er arbeitete damals fest angestellt in dem Jugendberatungsprojekt LAMBDA. Seit dem hat ihn dieses Thema immer wieder berührt und nicht mehr losgelassen. So das er sich nach einigen Jahren für die Ausbildung zum Personal Coach und das Studium der Psychologie entschied. Parallel dazu hat er als Makeup Artist gearbeitet und seine eigene Mineral Makeup Linie cowar cosmetics auf den Markt gebracht. Diese gibt es auch heute noch zu kaufen.

Die erste Zeit war seine Praxis in Berlin Prenzlauer Berg von den unterschiedlichsten Klienten besucht worden, und hier auch unterschiedlichste Themen. Nach und nach fand sich dann eine größere Masse an Schwulen und Bisexuellen Männern in der Beratung. So das er nach einigen Weiterbildungen sich auf diese Zielgruppe und die speziellen Sorgen und Probleme im Jahr 2010 konzentrierte. Nach Absprache können hier an 7 Tagen die Woche Termine war genommen werden. In Ausnahmefällen werden auch Hausbesuche angeboten. Die Leistungen werden nicht von den Krankenkassen übernommen und werden privat von den Klienten getragen.

COWAR LIFE
Conny Warmuth
Schönhauser Allee 51
10437 Berlin
mail@cowarlife.com
030 555 75 974 2
http://www.cowarlife.com