Maßarbeit am Raunheimer Ölhafen

Rund 600 Zuschauer verfolgen das Einschwimmen des 200-Tonnen schweren Verbindungsstücks der neuen Radfahrer- und Fußgängerbrücke

Maßarbeit am Raunheimer Ölhafen

185 Tonnen Stahl auf ihrem Weg in die Lücke

Raunheim. Die Ölhafenbrücke steht. Am Sonntagmittag um kurz vor 13 Uhr entspannten sich die vier dicken Drahtseile am Haken des schwimmenden Krans und ebenso die Gesichter der Ingenieure und Stahlbauarbeiter, nachdem das knapp 200 Tonnen schwere Mittelstück der Radfahrer- und Fußgängerbrücke über der Einfahrt zum Ölhafen bei Raunheim auf den Eisenträgern und Betonfundamenten der beiden Uferseiten abgelegt war. Projektleiter Dennis Hofmann von der NH ProjektStadt, die den Brückenbau im Auftrag der drei Städte Raunheim, Rüsselsheim und Kelsterbach steuert und moderiert, atmete am Sonntagmittag auf und zeigte sich begeistert, wie passgenau das schwere Verbindungsstück rechts und links zwischen die bereits fertig gestellte Rampe und das Rondell der Brücke eingelegt werden konnte. Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel, der auch in der Regionalpark RheinMain Südwest-Gesellschaft die Geschäfte führt, war ebenfalls erleichtert, als sich das lange Brückenteil Zentimeter um Zentimeter in die Lücke senkte und das Bauwerk vollendet werden konnte. Der Bürgermeister freut sich auf die Eröffnung der Radsaison und die offizielle Freigabe der Ölhafenbrücke im Mai. Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt sagte am Wochenende beim Einschwimmen des größten Stahlteils, er finde die Ölhafenbrücke toll. Sie sei ein wichtiger Bestandteil des Mainuferwegs. Burghardt ist zuversichtlich, dass auch der geplante Lückenschluss am Opel-Werk noch in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden kann. Darauf wartet auch Mario Schuller, Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Kreis Groß-Gerau. Er bezeichnete die Ölhafenbrücke als ein wichtiges und gelungenes Verbindungsstück auf dem Mainuferweg.

Bodenverhältnisse erschweren Anlieferung
Das Einschwimmen des 70 Meter langen Stahlteils entwickelte sich nach dem Startschuss am Samstagmorgen gegen 8 Uhr zu einem langwierigen Prozess, in dem der Zeitplan zur Makulatur wurde, der aber am Ende von Erfolg gekrönt war. Das spektakuläre Einsetzen des riesigen Brückenstückes verfolgten am Samstag und Sonntag mehr als 600 meist mit Kamera und Fernglas ausgerüstete Bürger, die von dem großen geschwungenen Bauwerk beeindruckt waren. Die Besucher wurden vom Deutschen Roten Kreuz Kelsterbach-Raunheim mit Gulaschsuppe und Getränken versorgt. Den Zaungästen bot sich beim Einschwimmen des Stahlkolosses am Hafenbecken ein Wechselbad der Gefühle. Es gab vor allem in der Startphase am Samstagmorgen, als der 200 Tonnen-Brocken auf zwei Schwerlastplattformen rund 60 Meter zum Ufer gefahren werden musste, äußerst spannende Phasen. Enttäuschung und Erfolg lagen dicht beieinander. Immer wieder drehte eines der 24 Räder der sechsachsigen Transportplattform durch, weil der mit Schotter befestigte Untergrund durch den Regen der vergangenen Tage aufgeweicht war. Es ging nur wenige Zentimeter voran, dann wieder zurück, um mit Schwung in die richtige Spur zu kommen. Die hydraulisch angetriebenen und einzeln lenkbaren Räder des flachen Transportwagens schafften es aber nicht aus eigener Kraft, das Brückenteil ans Ziel zu bringen. Die Fachleute setzten schließlich einen Autokran ein, der eine der steckengebliebenen Schwerlastplattformen an einer Eisenkette aus dem nassen Boden zog. Später half auch noch die Seilwinde des schwimmenden Krans dabei, das Brückenteil nach vorn zu bewegen. Erst gegen 12 Uhr war das Etappenziel Uferzone erreicht.

Alles geht nur im Schneckentempo
Das Schneckentempo des Brückentransportes kommentierten viele Zuschauer, die das Geschehen von einer erhöhten Stelle aus an der Zufahrt zum Gelände gut beobachten konnten, mit flotten Sprüchen und Ratschlägen wie: „Hängt die Brücke doch gleich an den Schwimmkran“ oder „Man hätte den Weg zum Ufer doch asphaltieren oder betonieren können.“ Diplom-Ingenieur Norbert Reißfelder, von der zuständigen Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan, nimmt solche Bemerkungen mancher selbsternannter Oberbauleiter mit Gelassenheit und sagt, „jede Baustelle ist ein Unikat“. Nachdem das Brückenteil am Ufer angekommen war, mussten die Fachleute die Eisenteile mit Flex und Schweißgerät von der Transportkonstruktion trennen. Das dauerte. Am Nachmittag entschieden die Ingenieure, die Arbeit wegen des Einbruchs der Dunkelheit am Samstag nicht fortzusetzen, sondern das Einheben der Brücke über der Hafeneinfahrt auf Sonntag zu verschieben. „Sicherheit geht vor“, sagte Jochen Brune, Fachbereichsleitung Infrastruktur der Stadt Raunheim. Am Sonntagmorgen legten Jan Passmann und seine Kollegen mit dem schwimmenden Kran einen Blitzstart hin. Um kurz vor 8 Uhr zog die vom Antriebsschiff „Büffel“ bewegte Kran-Plattform das Brückenstück in knapp einer Stunde über die Hafeneinfahrt, wo es bis zum Mittag wie in Zeitlupe langsam und sicher in die Lücke gelegt wurde. Zweimal musste dieses passgenaue Ausrichten wegen vorbeifahrender Schiffe kurz unterbrochen werden. Am Ende wurde das 200-Tonnen-Teil am Haken hängend ganz ohne Maschinenkraft, ohne Seilwinde oder Kran um Zentimeter bewegt, indem einer der Binnenschiffer auf der Plattform kräftig an einem Stahlseil zog, bis alles passte.

Erst die interkommunale Kooperation macht es möglich
Dem Bau der Ölhafenbrücke ging ein Brückenschlag der drei Kommunen Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach voraus. Sie stemmen das geschwungene knapp fünf Millionen Euro teure Bauwerk unter dem Titel „Drei gewinnt“ in einer Interkommunalen Kooperation, die von der NH ProjektStadt beraten wird. Jede Kommune zahlt 600.000 Euro. Geld fließt für die Brücke am Main ferner von der Regionalpark-Gesellschaft, dem Land Hessen und der Fraport Real Estate Mönchhof-Gesellschaft (350.000 Euro). NH Projektleiter Dennis Hofmann, war gestern Mittag einer der Ersten, der über die neue Brücke gehe durfte und ziemlich begeistert. „Die Brücke ist phänomenal und bietet einen tollen Blick auf den Main. Da sie leicht geschwungen ist, sieht man das Ende gar nicht und das Rondell gleicht einer Bob-Bahn. Ganz toll“, so die ersten Eindrücke des Projektleiters. Auch viele Bürger, die das Einschwimmen am Wochenende beobachteten, freuen sich auf die Eröffnung. „Wir sehen uns im Mai auf der Brücke“, rief gestern Mittag ein Beobachter beim Abschied seinem Bekannten zu. Der Frühling und die erste Radtour über die neue Brücke kommen bald, dafür gab es am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr an der Baustelle eindeutige Signale: Drei Formationen von Kormoranen flogen – aus ihrem Winterquartier kommend – über die Ölhafenbrücke. Für alle Interessierten, die am Wochenende nicht in Raunheim sein konnten, stehen Fotos und Filmdokumente auf der Internetseite www.stadtumbau-rrk.de zur Verfügung.

Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Frankfurt/Main, bietet seit 90 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 660 Mitarbeiter. 2005 erwarb die Nassauische Heimstätte die Anteile des Landes Hessen an der Wohnstadt Stadtentwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft Hessen mbH, Kassel. Durch den Zusammenschluss avancierte sie zu einem der führenden deutschen Wohnungsunternehmen: der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit 62.000 Mietwohnungen in 150 Städten und Gemeinden. Diese werden aktuell von rund 260 Mitarbeitern – in vier Regional- untergliedert in 13 Service-Centern – betreut. Aus der gestiegenen Nachfrage heraus entwickelte sich im folgenden Jahr die Marke „NH ProjektStadt“. Dort werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadt- und Projektentwicklungsaufgaben sowie Consulting-Aktivitäten im In- und Ausland durchzuführen.

Kontakt:
Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH
Jens Duffner
Untermainkai 12
60311 Frankfurt am Main
069 6069-1321
jens.duffner@naheimst.de
http://www.naheimst.de